Zur nächsten Sitzung des Rates stellt die Fraktion Die FRAKTION den nachfolgenden:
Antrag
Der Rat der Gemeinde Schlangen beauftragt die Verwaltung, alle nötigen Vorbereitungen für den kostenlosen Zugang zu Menstruationsartikeln in allen gemeindeeigenen Gebäuden wie Schulen, Kindergärten, Sporthallen etc. zu treffen und dies zeitnah umzusetzen.
Begründung
Sehr geehrte Herr Bürgermeister, liebe Ratsherren,
wir wollen über ein wahres Wunder der Natur sprechen und auf Folgen für die betroffene Personen aufmerksam machen: Es geht um die Menstruation als Tabuthema und das damit verbundene Phänomen der Periodenarmut.
Schätzungen zufolge menstruieren täglich 300 Millionen Personen weltweit. Trotzdem wird es vermieden, über diesen natürlichen und biologischen Prozess zu sprechen. Für viele ist es ein ekliges und unangenehmes Thema welches mit Phrasen wie: „Besuch der roten Tante“ oder „Erdbeerwoche“ beschrieben wird. Es wird kaum offen darüber gesprochen und wie ein Geheimnis behandelt.
Umso belastender ist es für diejenigen, die keine finanziellen Mittel haben um sich Hygieneprodukte wie Tampons, Binden etc. leisten zu können. Besonders für junge menstruierende Personen ist es nicht leicht über die Periode zu sprechen, um Unterstützung und vielleicht auch Aufklärung zu erhalten.
Eine Bereitstellung von Hygieneartikeln (Tampons und Binden) auf Toiletten des Bürgerhauses, Rathauses, der Jugendzentren und Grundschulen (eine Menstruation kann auch schon im neunten Lebensjahr eintreffen) kann zu einer Enttabuisierung der Menstruation und der Bekämpfung der Periodenarmut beitragen.
Von Periodenarmut sind die Personen betroffen, denen finanzielle Mittel für Hygieneartikel fehlen. Dies führt zu Einschränkungen an der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Dadurch kommt es unteranderem zu Fehlzeiten in Schulen oder das nicht Einhalten von Terminen.
Es müssen „Ersatzprodukte“ wie Socken, Zeitungs- oder Toilettenpapier herhalten. Diese bieten nicht nur kaum ein Gefühl von Sicherheit und Auslaufschutz, sondern können zudem Infektionen auslösen. Ein Risiko, das in Deutschland 100.000 Menschen in Kauf nehmen, um sich und ihre Familie ernähren zu können. Dies führt zu Ungleichheiten beim Zugang zu Bildung und Tätigkeiten des alltäglichen Lebens.
„Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“- Artikel 3 GG (2) Satz 2
Zur Veranschaulichung der anfallenden Kosten durch die Menstruation folgt ein Beispiel:
Eine durchschnittliche menstruierende Person in Deutschland bekommt mit dem zwölften Lebensjahr das erste Mal ihre Periode, hat eine mittelstarke Blutung und eine Zyklusdauer von fünf Tagen. In diesem Beispiel nutzt diese tagsüber Tampons, in der Nacht eine Binde und verwendet an schwachen Tagen eine Slipeinlage. Dazukommen am ersten Tag starke Krämpfe, weswegen pro Zyklus, zwei Schmerztabletten eingenommen werden.
Daraus erschließt sich folgende Rechnung:
1 Slipeinlage pro Tag * 6ct * 5 Tage * 12 Monate * 40 Jahre = 144 €
1 Binde pro Tag * 20ct * 5 Tage * 12 Monate * 40 Jahre = 480 €
2 Schmerztabletten * 70ct * 12 Monate * 40 Jahre = 672 €
4 Tampons pro Tag *20ct * 5 Tage * 12 Monate * 40 Jahre = 1920 €
Summe= 3.216 €
Unsere Beispielperson wird in ihrem Leben mindestens 3.216€ für die Menstruation ausgeben. Mindestens, weil zum Beispiel der Verbrauch von Slipeinlagen für zwischendurch und neue Unterwäsche nicht mit einberechnet ist. Andere Quellen gehen von Gesamtkosten von bis zu 18.000 US$ aus.
Es erscheint uns nicht als fair das diese Kosten nur die Hälfte aller Menschen betreffen soll und hoffen, dass der Rat der Gemeinde Schlangen diese Ungerechtigkeit zumindest mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln begrenzen wird.
Mit besten Empfehlungen